Werner Seelisch

Farben sind seine Leidenschaft

Werner Seelisch prägt als Maler und Lackierer seit Jahrzehnten das Stadtbild mit / Nun ist er 80 Jahre alt geworden

Märkischer Sonntag | 3./4. August 2019 | Sonderveröffentlichung | Eisenhüttenstadt/Beeskow

Eisenhüttenstadt. Viele in der Stadt kennen ihn – drahtige Statur, herzliches Lächeln, dichtes graues Haar, freundliche Augen mit vielen, vielen Lachfältchen drumherum, stets lustig und gut gelaunt. Das ist Werner Seelisch, seit Jahrzehnten als Lackierer und Maler tätig, wie er leibt und lebt. „Papiermütze“, so nennen ihn die meisten, ist vor kurzem 80 Jahre alt geworden.
Seine Einsatzbereitschaft, seine Zuverlässigkeit und der Anspruch „Geht nicht, gibt`s nicht“ bescherten ihm einen Auftrag nach dem anderen. Werner Seelisch ist für seine akkurate Arbeitsweise, vor allem aber für sein geschultes Auge bekannt. „Die Farbgebung nimmt Einfluss auf das gesamte Leben. Farben erzeugen Gefühle und Stimmungen“, weiß der Experte. Er verlässt sich nicht auf Farbmischanlagen, sondern auf sein Augenlicht und rührt die richtigen Farbtöne mit viel Feingefühl selbst an. Hierin hat er seine Berufung gefunden. „Ich sehe, ob die Farbe passt“, sagt Werner Seelisch. Genau deshalb zog ihn auch die Eisenhüttenstädter WBV Malereinkauf GmbH zurate, als sie zum Beispiel einen Auftrag im Berliner Olympiastadion ausführte. Die Beschilderung sollte erneuert werden. Doch die neuen Schilder passten farblich nicht zu den vorhandenen. Also wurde eines der alten Schilder mit nach Eisenhüttenstadt genommen und man rief Werner Seelisch an. Dessen Ehrgeiz war natürlich geweckt. Werner Seelisch tüftelte, änderte die Farb-Rezeptur und konnte schließlich ein perfektes Ergebnis vorweisen.

Werner Seelisch WBV Malereinkauf Eisenhuettenstadt — Immer gut gelaunt: Werner Seelisch kennen Viele auch unter dem Spitznamen „Papiermütze“. Foto: Anne Bennewitz

Seine farblichen Spuren hat Werner Seelisch zahlreich in Eisenhüttenstadt hinterlassen.

Hier gibt es kaum einen Wohnblock, in dem er nicht schon gearbeitet hat. Eine augenscheinliche Arbeit von ihm ist im Tiergehege auf der Insel zu sehen. Dort hat er vor etwa zwölf Jahren mit zwei Lehrlingen ein Wandbild gestaltet. Hirsch, Wildschwein, Specht, Eichhörnchen und andere Tiere zieren die zuvor graue Fläche. „Und alles ist von Hand gemalt“, betont Werner Seelisch. Kreative Arbeiten wie diese gehören aber zu den Ausnahmen. Über die Malerei hat Werner Seelisch jedoch zu seinem Beruf gefunden. 1939 in Fürstenberg geboren, hat er die Kriegswirren miterlebt und das Leben in ärmsten Verhältnissen nach 1945 kennengelernt. Dank seines künstlerischen Talents konnte Werner Seelisch Ölbilder malen, deren Verkauf bis zu 50 Mark einbrachte – ein wichtiges Zubrot für die Familie. 1953 ging Werner Seelisch bei Richard Müller in Fürstenberg in die Lehre. Als Geselle verbrachte er einige Zeit in Österreich, dem Heimatland seiner Mutter, bevor er nach Fürstenberg zurückkehrte und hier beruflich Fuß fasste. Er begann als Lackierer zu arbeiten. Polizei, Krankenhaus und Feuerwehr kamen mit ihren Fahrzeugen zu ihm. Rasch sprach sich herum, dass Werner Seelisch Arbeit schnell und anstandslos erledigt. Später war er in der Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) beschäftigt, wo er sich ebenfalls durch Leistung hervortat und so manch Extra-Mark vergütet bekam. Doch Werner Seelisch reizte die Selbständigkeit. Er wollte nur sich selbst und seiner eigenen Leistung verpflichtet sein, erklärt er, warum er in den 1970er Jahren eine Autolackierfirma gründete. Mitte der 1990er Jahre schwenkte er um und gründete zusammen mit seiner Lebensgefährtin Brigitte Herzog den Maler- und Lackierbetrieb Herzog & Seelisch. Über 30 Lehrlingen hat Werner Seelisch im Laufe seiner Geschäftstätigkeit den Weg ins Berufsleben geebnet.

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Apropos Weg: Wenn Werner Seelisch mit seinem Auge für Farben durch die Stadt läuft, sieht er vielerorts Schönheit. „Eisenhüttenstadt zeichnet sich im Vergleich zu anderen Städten durch seine Farbgebung aus. Überall kommt Farbe hervor, aber nicht gleichmäßig“, lobt er.